Lähmungserscheinung bei „Vicky“ stellt ihre Besitzerin vor schwierige Entscheidung

Die 9-jährige Garafiano Hündin Vicky wurde aufgrund einer Lähmung bei uns in der Klinik vorgestellt. Anhand der Untersuchung wurde eine Erkrankung im Bereich des Rückenmarks festgestellt und eine computertomographische Untersuchung eingeleitet.

CT-Ergebnis stellt gleich mehrere Befunde dar

Es ergaben sich bei Vicky mehrere Befunde, welche die Situation zu einer mentalen und emotionalen Zerreißprobe werden ließen. Neben einem nachgewiesenen Bandscheibenvorfall zeigte das CT von Vicky weitere Knochendefekte an unterschiedlichen Wirbeln. Diese können für andere Erkrankung hinweisgebend sein und würde die Prognose erheblich verschlechtern.

Schwere Entscheidung – was ist die beste Behandlungsoption für Vicky?

Die Besitzerin von Vicky stand nun vor einer durchaus schwierigen Entscheidung: Versorgen wir den Bandscheibenvorfall und drücken die Daumen, bis die restlichen Ergebnisse eingetroffen sind? Was können wir Vicky fairerweise zumuten? Oder sollte Vickys Reise nun doch zu Ende gehen?

Dieser Fall zeigt mehr als deutlich, dass Tiermedizin nicht nur schwarz und weiß ist. Im Nachhinein ist man immer schlauer und die Entscheidungen wären dann so einfach. Diese Fragen verfolgen alle Beteiligten.

Vickys Besitzerin hätte sich im Falle der Einschläferung für immer gefragt, ob der Versuch doch geglückt wäre. Im umgekehrten Fall kann einen das Gewissen einholen, dem geliebten Hund noch so viel zugemutet zu haben, obwohl die Prognose so vorsichtig war.

Und glauben Sie nicht, dies geht spurlos an Ihrem Tierarzt vorbei – wir müssen unseren Patienten gerecht werden und Ihnen, als Besitzer, korrekt, fair und verständlich beraten. Natürlich möchten wir für unsere Patienten nichts unversucht lassen – wenn noch ein kleines Licht am Ende des Tunnels ist, gibt uns das Hoffnung, unsere Patienten zu heilen und ein erfülltes Leben zu ermöglichen. Dabei spielen auch außerklinische Faktoren eine Rolle, auf die wir Tierärzte keinen Einfluss haben.

Nun, zurück zu Vicky. Sie ist in Narkose und muss die Folgen unser aller Entscheidungen tragen. Wir haben keine Zeit nochmal „darüber zu schlafen“ oder noch ein paar Freunde und Familie zu fragen. Wir brauchen die Entscheidung jetzt. Nach kurzer Zeit stand die Entscheidung.

Wie hätten Sie entschieden?

Vickys Besitzerin hat sich für die OP entschieden. Gesagt, getan! Vicky wurde an der Wirbelsäule operiert. Nach 5 Tagen konnte Vicky zur häuslichen Pflege entlassen werden.

Und was ist aus den Differentialdiagnosen geworden? Es hat sich alles als negativ herausgestellt!
Vicky hat sich hervorragend erholt, wie es in dem Video unten zu sehen ist.

Was lehrt uns dieser Fall?

Solche schweren Momente treffen uns meistens unerwartet. Keiner rechnet damit. Und obwohl man ja doch immer wieder von solchen Geschichten hört, man schiebt das von sich weg und möchte sich gar nicht vorstellen, dass es einen selbst oder unsere Haustiere treffen kann. Die Realität holt uns alle irgendwann ein und wir stehen vor schweren Entscheidungen, die weder richtig oder falsch sein können. Wir sind alle nur Menschen und keiner kann in die Zukunft blicken. Jeder tut sein Bestes, um seine Lieben, Tier wie Mensch, so lange wie möglich, um sich zu haben. Man muss mit seinen Entscheidungen leben und regelmäßig wird man sich dabei ertappen zu denken, „was wäre wenn“. Es gibt Entscheidungen, die wir Ihnen als Tierärzte nicht abnehmen können. Wir können Tiermedizin auf einem hohen Niveau leisten und Sie bestmöglich aufklären. Hin und wieder kommt es aber vor, dass Entscheidungen nicht aus rein medizinischen Aspekten getroffen werden müssen.

Überlegungen im Vorfeld

Worum wir Sie, als Besitzer unserer Patienten bitten können, ist: Setzten Sie sich damit auseinander, was-wäre-wenn. Bilden Sie sich eine Basis, in der nicht-klinische Parameter nicht zur Entscheidung beitragen. Und tritt dieser Fall ein, sprechen Sie offen mit Ihrem Tierarzt und fragen Sie ihn auch ein drittes Mal, wenn es notwendig ist. Nur im Miteinander ist unseren Patienten am besten geholfen.


Wir sind dankbar, dass Vickys Besitzerin sich dafür entschieden hat, und freuen uns daher sehr, dass Vicky sich so gut erholt hat.

„Liebe Vicky, du hast diese schwierige Zeit tapfer gemeistert und wir wünschen dir noch ein schönes und gesundes Hundeleben!“

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