Tetanus – Der Kampf ums Überleben

Im Jahr 2019 haben wir einen ganz besonderen und vor allem sehr seltenen Fall bei uns in der Klinik behandeln dürfen. Im Mai 2019 kam die Mischlings-Hündin Amy mit gerade 7 Wochen zu uns in die Klinik. Erste Symptome: leichte Schwellung im Gesicht, Schluckbeschwerden und deutliche Apathie. Die Symptome hätten auch auf einen Insektenstich zutreffen können. Da das Allgemeinbefinden des Welpen auffallend reduziert war, wurde sie stationär aufgenommen. Ihr Zustand verschlechterte sich innerhalb weniger Stunden. Veränderte Symptome, wie der starre Gesichtsausdruck, das sog. „Teufelsgrinsen“ oder auch „sardonisches Lachen“, lieferten den entscheidenden Hinweis zur Diagnose: Tetanus (Wundstarrkrampf).

Amy wurde sofort mit einem speziellen Antibiotikum und mit Tetanus-Antitoxin behandelt. Allerdings hatte sich das Toxin (Gift) der Clostridien bereits im Körper ausgebreitet und so entwickelte Amy trotz Therapie alle typischen Symptome einer Tetanus-Infektion. Der Welpe war starr, wie ein Brett und der Kopf komplett überstreckt. Das Tetanustoxin hält in seiner Wirkung ca. 2-4 Wochen an. Damit Amy diese Zeit überleben konnte, musste sie intensiv versorgt und überwacht werden. Amy wurde in eine Art künstliches Koma versetzt und bekam eine Ernährungssonde gelegt, über die sie gefüttert wurde. Durch die starken Muskelkrämpfe stieg ihre Körpertemperatur zeitweise auf über 40°C an; um dann aufgrund des reduzierten Kreislaufs plötzlich wieder in die Untertemperatur abzusinken. Um Liegestellen und Organschäden zu vermeiden, musste Amy stündlich umgelagert werden. Leichtes passives Durchbewegen der Gelenke und vorsichtige Massagen der Muskulatur wurden mehrfach von unseren Physiotherapeuten durchgeführt.

Ab Tag 8 wurde der Welpe langsam aus dem künstlichen Koma aufgeweckt. An Tag 11 konnte sie fast selbstständig wieder Nahrung aufnehmen. Sitzen oder Stehen konnte Amy aber zu dem Zeitpunkt immer noch nicht, hier trat erst nach Tag 15 eine deutliche Besserung ein. Ab Tag 18 konnte sie die ersten Schritte machen, allerdings mit Unterstützung.

Mittlerweile ist Amy zu einem lebensfrohen, gesunden Hund herangewachsen und genießt ihr Leben in vollen Zügen. Bei diesem Verlauf ist deutlich geworden, dass Tiere mit dieser Erkrankung ohne intensive Behandlung und Pflege keine Überlebenschance haben.

Wichtig zu erwähnen: Die Eintrittspforte für den Erreger des Wundstarrkrampfes (Clostridium tetani) war bei Amy ein abgebrochener Milcheckzahn!

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